Der Akupunktur eine Chance geben

Akupunkturbehandlung

Akupunkturbehandlung

Vor Jahren behandelte bekannte japanische Aku-punkteurin Kiiko Matsumoto eine Patientin, die zwei Jahre zuvor von einer heftigen Meereswelle am Kopf getroffen worden war und dadurch jegliches Gefühl in der linken Seite ihres Körpers verloren hatte. Als Kiiko die Patientin mit Nadeln und Akupressur behandelte, so berichtete die Patientin später mit  Tränen in den Augen, spürte sie ihre Arme und Hände wieder. 

Kiiko Matsumoto hat ihren eigenen Stil zusammen mit dem US-Amerikaner David Euler aus Boston aus den Erfahrungen von Master Nagano entwickelt. Seit einigen Jahren unterrichten die beiden diesen besonderen Akupunktur-Stil auch in Deutschland. Dieser Stil hat mich in einigen Punkten sehr überzeugt. So erfährt der Patient bereits während der Behandlung Erleichterung, die Nadeln werden weit weniger tief eingestochen als bei der typisch chinesischen Akupunktur; außerdem wird jede Nadel durch Palpation, d.h. tasten, verifiziert.

Master Nagano war ein blinder Akupunkteur und versuchte, mit Hilfe seiner Hände zu „sehen“. Er fand heraus, dass es neben den Meridianen oder Leitbahnen noch andere Zusammenhänge gibt, und dass bestimmte Nadel-Punkte die Schmerzen an einer anderen Stelle sofort verändern. Ich habe sowohl Matsumoto als auch Euler bereits persönlich kennengelernt und habe auf deren Lehrgängen in Deutschland viel an Wissen gewonnen.

Die meisten Patienten greifen zur Akupunktur als letztes Mittel – wenn die Ärzte ihre Beschwerden als unheilbar oder psychosomatisch verursacht erklärt haben oder verschreibungspflichtige Medikamente heftige Nebenwirkungen hinterlassen haben. Einige probieren die Akupunktur auch nur aus, wenn ihre Krankenkassen eine bestimmte Anzahl von Besuchen bezahlen. 
Wenn man darüber nachdenkt, ob die Akupunktur den Aufwand an Zeit und Geld wert ist, dann gibt es fünf ermutigende Gründe, ihr eine Chance zu geben: 

1. Es ist die persönliche Medizin.

Keine zwei Akupunktur-Patienten erhalten die gleiche Behandlung für die gleiche Krankheit oder Beschwerden. Akupunkteure behandeln Patienten, nicht Krankheiten. Sie sind darin geschult, in jedem Detail der Stimme, der Augen, der Haut eine Information zu sehen. Sie kümmern sich um die ganze Geschichte des Patienten, Vergangenheit wie Gegenwart. Sie sehen den Körper als ein Netzwerk aus voneinander abhängigen Teilen: Muskeln, Knochen, Faszien, Organen, Blut und Körperflüssigkeiten, aber auch subtilere Schichten wie Meridiane und Qi. Sie sehen, was mangelt und was stört, geistig als auch körperlich, und sie nehmen Anpassungen vor, um den körpereigenen Heilungskräfte ihre Arbeit zu erleichtern.

2. Kein Grund zur Sorge.

Klar, kann man die Nadeln und ihre unmittelbaren Auswirkungen spüren, aber man muss nicht besorgt sein. Wenn man an chronischen Schmerzen und Beschwerden leidet,  überwiegen diese bei weitem den Pieks einer haarfeinen sterilen Akupunkturnadel.

3. Es gibt Nebenwirkungen. Hilfreiche.

Man kann zur Akupunktur gehen, um Nacken- und Schulterschmerzen zu heilen, und feststellen, dass der Schmerz nachlässt. Gut so. Aber zusätzlich verbessern sich Stresslevel, Schlafqualität, die Verdauung und die allgemeine Stimmung.

4. Akupunkturbehandlungen gehen auf den Grund.

Akupunkturbehandlungen sind tief heilende, weil sie sich nicht nur auf den gegenwärtigen Zustand des Patienten beziehen, sondern untersuchen, warum sich die Symptome manifestieren und darauf abzielen, die zugrunde liegende Ursache zu behandeln.

5. Es funktioniert.

Akupunktur gibt es schon seit Jahrtausenden. Die erste schriftliche Erwähnung stammt aus der Zeit ein paar hundert Jahre vor unserer Zeitrechnung. Wenn es nicht funktionieren würde, hätte es diese Zeit sicher nicht überdauert und sich in durch hunderten von asiatischen medizinischen Linien verbreitet.

Wissenschaftler versuchen aus einer biomedizinischen Perspektive zu verstehen, wie Akupunktur funktioniert. Einige beziehen sich auf deren Auswirkungen auf die Faszien, jenes Bindegewebes, das alle unsere Muskeln und Organe umgibt. Einige verweisen darauf, dass die Akupunktur in der Lage ist, das limbische System und das vegetative Nervensystem zu stimulieren.

Einige Wissenschaftler behaupten in ihren Studien, dass Akupunktur manchmal genau so effektiv sei wie „Schein-Akupunktur.“ Während sie versuchen, eine vielseitige und nichtlineare Medizin in eine formelhaftes Modell mit Doppelblindstudien zu pressen, zeigt die tägliche klinische Erfahrung von Ärzten und Patienten, dass Akupunktur funktioniert.