Leitbahn! Was ist das eigentlich?

Die Vorstellung der Leitbahnen bestimmt die chinesische Medizin. Daher möchte ich einen kleinen Einblick in die Idee, die dahintersteckt, geben.

Zum Beispiel: die Leitbahn des Dickdarms.

Wer glaubt, der Dickdarm befinde sich weit unterhalb des Bauchnabels – stimmt! Aber seine Leitbahn zieht sich vom Zeigefinger über die Schulter zur Nase und über den Kopf zum Ohr auf der anderen Seite.

Dickdarm: mehr als ein Entgiftungsorgan

Der Dickdarm ist ein Entgiftungsorgan, der alles, was vom Körper nicht mehr gebraucht wird, ausscheiden soll. Damit der Dickdarm aber gute Arbeit leistet, werden um ihn zu behandeln, auch Punkte von Magen und Milz mit Nadeln gestochen oder gedrückt (Akupressur).  Die Punkte, die auf der Dickdarmleitbahn liegen, werden oft bei Schmerzen in Armen und Beinen genutzt, um Qi und Blut in Fluss zu bringen und damit Stagnationen (die für Schmerz verantwortlich sind) zu lösen. 

Auf dieser Leitbahn gibt es zwei ganz besondere Punkte: Dickdarm 4 (chinesisch Hegu – Talverbindung) und Dickdarm 11 (chinesisch Quchi – gewundener Teich). Beide Punkte gehören zu den elf „Himmel-Stern“-Punkten, den wichtigsten Akupunkturpunkten. Beide Punkte helfen bei Erkältungen und regulieren Augen, Mund und Nase, vermindern Juckreiz und lindern Schmerzen. Quasi wie ein einfaches Erkältungs-Medikament. 

Vielfältige Wirkung der Akupunktur-Punkte

Dickdarm 4 kann aber noch viel mehr – und wer es nicht glaubt, kann es einfach selbst versuchen. Er liegt zwischen Zeigefinger und Daumen, dort wo die Knochen am Ende der Schwimmhaut zusammentreffen. Bei Kopfschmerzen ganz fest drücken und für drei bis vier Minuten fest halten. Ja, das tut ziemlich weh, aber die Kopfschmerzen werden meist deutlich leichter und das ganz ohne Chemie. Dabei wirkt dieser Punkt auch gegen Zahnschmerzen, Schmerzen in den Augen, Schnupfen, bei Tinnitus und kann Wehen fördern (weshalb er in der Schwangerschaft nicht eingesetzt werden soll).

Während Dickdarm 11 bei Durchfallerkrankungen und Erbrechen, Schmerzen in der Schulter oder auch Halsschmerzen, Fieber und Malaria seine Wirkung zeigt, kann man außerdem sagen, dass diese beiden Punkte bei sehr vielen Problemen des Alltags helfen können. Vor allem aber: Einen Finger zum Drücken hat man immer dabei! Selbst in einer wichtigen Besprechung kann man unauffällig seinen Kopfschmerz „wegdrücken“. Ein Versuch ist es allemal wert.

Auf die Kombi kommt’s an

So wie die beiden hier vorgestellten Punkte haben alle ihre ganz spezielle Wirkung. Nur das Wissen um den einzelnen Punkt lässt eine Behandlung erfolgreich sein. Sicher ist zu verstehen, dass es kein wirklich funktionierendes Rezeptbuch geben kann, denn jeder Patient kommt mit seiner eigenen Vergangenheit, seinen eigenen Symptomen und seinem eigenen Leben.

Erst wenn alle Parameter bekannt sind, kann gezielt und wirkungsvoll behandelt werden; jede Behandlung wird neu an den Patienten und seinem Status angepasst. Die richtige Kombination der Punktbehandlungen lässt Qi und Blut wieder fließen, hilft Stagnationen aufzulösen und gibt Leitbahnen die Möglichkeit wieder harmonisch und im Einklang miteinander zu stehen. Dadurch entsteht Gesundheit.