Stimmen in meinem Kopf

Wer kennt nicht “Stimmen” im Kopf, die zu einem Sätze sprechen wie: „Du bist nicht gut genug”, “Du bist nicht schön genug”, “Du bist nicht klug genug…“? “Stimmen”, die uns immer wieder erklären, nicht liebenswert zu sein, die uns sagen, dass wir uns mehr bewegen müssen; weniger essen, ordentlicher oder lockerer sein sollen – also innere Stimmen, die alles immer besser wissen.

Was wir auch immer tun: Diese Stimmen geben niemals Ruhe, finden immer etwas zu meckern, sind nie zufrieden. Diese Stimmen sind überkritisch mit allem, was wir tun und vor allem halten sie uns alles vor, was mal nicht so gut läuft; wo wir vielleicht einen Fehler gemacht oder uns in eine peinliche Situation gebracht haben. Diese Stimmen sind nicht gnädig, drücken kein Auge zu, sind nicht liebevoll und zugewandt. Diese Stimmen sind hart und verzeihen nichts. Im Gegenteil, sie machen uns Vorwürfe und führen uns unsere Unzulänglichkeit immer wieder brutal vor Augen.

Ein Experiment

Jeder von uns kennt Sätze wie: „Das musste ja passieren“, „War ja nicht anders zu erwarten“ oder „Du solltest das lieber lassen, kannst es ja eh nicht“…

Wenn Sie solcherlei Stimmen auch im Kopf haben, lade ich Sie zu einem kleinen Experiment ein. Das nächste Mal, wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie Sie es sich vorgestellt haben und die Stimme (man spricht von ihr als dem “inneren Kritiker” oder “inneren Antreiber”) legt los, dann überlegen Sie, was Sie zu Ihrem besten Freund oder Ihrer besten Freundin sagen würden, die Ihnen von genau diesem Missgeschick erzählt… Bestimmt würden sie wohlwollend und freundlich sein, vielleicht über das Missgeschick lachen oder beraten, was warum wie gelaufen ist und überlegen, wie die Situation beim nächsten Mal besser laufen könnte. Bestimmt aber wären Sie zu Ihrer Freundin hilfreich zugewandt und würden Sie nicht noch weiter runtermachen.

Ein falsches Wort

Warum also fällt es uns schwer, uns selbst wie unseren besten Freund zu behandeln? Woher aber kommen diese inneren kritischen Stimmen? In einer Behandlung mit den inneren Persönlichkeits-Anteilen versuchen wir, das herauszufinden: Wo gab es einen Auslöser, der noch heute im Unterbewusstsein wirkt?

Häufig liegt die Ursache weit in der Vergangenheit: Ein falsches Wort der Eltern hat tief getroffen; das Lachen der Mitschüler, als einem jemand den Stuhl unter dem Hintern weggezogen hat; die eigene Oma, die immer sagt; Lass das, das kannst du nicht…

Offenheit und Neugier

Es müssen nicht immer dramatische Dinge geschehen sein, die uns noch heute zu schaffen machen. Gut ist es aber, ihnen auf den Grund zu gehen – denn sie belasten im Alltag.

Wenn wir mit Offenheit und Neugier versuchen, unsere Muster zu erkennen, können wir sie anfangen aufzulösen und den inneren Stimmen die Kraft nehmen. Wir können verstehen, warum wir immer ein schlechtes Gewissen haben, mit unseren Leistungen nie zufrieden sind, unsere erbrachte Leistung immer klein reden oder uns nicht trauen in einer Gruppe zu sprechen.

Jeder hat seinen inneren Kritiker. Aber wir können entscheiden, wie mächtig er sein darf.